Praxiserfahrungen Ehrenamt
Heiko Klaas erzählt
Wenn wir auf Unternehmensseite einen Arbeitsschutz möchten, der nah an der Praxis ist, müssen wir uns in der Selbstverwaltung engagieren. Das ist die Devise von Heiko Klaas. Sein Ehrenamt in der BGHW-Selbstverwaltung nimmt er seit über zehn Jahren wahr. Als leitende Fachkraft für Arbeitssicherheit schätzt er das Know-how und das Netzwerk, das er sich seitdem aufgebaut hat.
„Noch näher dran als ich es bin, geht gar nicht.“
Wir Mitglieder in der Selbstverwaltung wissen, wie der Laden läuft
Als mich die für uns zuständige Aufsichtsperson der BGHW fragte, ob ich am Ehrenamt in der Selbstverwaltung interessiert wäre – ich hatte bis dato keine Ahnung von der Selbstverwaltung – hat sie mir das gut erklärt und mich neugierig gemacht. Was mich auch überzeugt hat: In der Selbstverwaltung kommen Menschen wie ich aus der Praxis zusammen. Wir wissen, wie die Mitgliedsunternehmen ticken. Wir wissen, was an der Basis der Versicherten los ist und können flexibel und betriebsspezifisch reagieren.
Noch näher dran geht nicht
Manchmal bekomme ich Anrufe von Unternehmen, die mich in Sachen Arbeitsschutz bestens beraten wollen. Denen sage ich dann immer: Näher dran an Arbeitsschutzthemen wie ich es durch mein Ehrenamt bin, geht gar nicht. Als Fachkraft für Arbeitssicherheit ist dieses Know-how aus erster Hand für mich viel Wert. Ich muss immer wissen, welche Gesetze demnächst in Kraft treten und was sich ändert.
Kommende Vorschriften auf Herz und Nieren prüfen ist spannend und sorgt für Praxisnähe
In der Vertreterversammlung haben wir beispielsweise eine geplante neue Vorschrift der DGUV besprochen. Dabei ging es um den zeitlichen Einsatz von Betriebsärzten und Fachkräften für Arbeitssicherheit im Unternehmen. Wir von Klaas und Kock haben als Pilotunternehmen geprüft, ob das umsetzbar ist. Die Vorschrift ließ sich umsetzen, aber wir haben beispielsweise als Vorgehensweise angeregt, nicht einfach den Unternehmer oder die Unternehmerin irgendwo Häkchen setzen zu lassen, sondern dass Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Betriebsärzte und Aufsichtspersonen einbezogen werden sollen. Außerdem haben wir die Vorschrift um den Aspekt Telemedizin erweitert. Gerade während der Corona-Zeit hat sich gezeigt, dass die Betreuung in Präsenz nicht einfach ist. Durch mein Ehrenamt kann ich geplante Vorschriften also tatsächlich auf Herz und Nieren prüfen.
Der Rentenausschuss verdeutlicht mir die Dimensionen der BG immer sehr eindrücklich
Das Leid von Versicherten im Rahmen der Sozialgesetzgebung zu mildern und dabei mit Mitgliedsbeiträgen verantwortungsvoll umzugehen, wird im Rentenausschuss sehr konkret. Bei einem verunglückten Motorradfahrer beispielsweise dachte ich bei der Fallschilderung, hier geht es nur noch um seine Rente, der kann niemals zur Arbeit zurückkehren. Aber die BGHW versucht wirklich alles Menschenmögliche, um den Versicherten wieder arbeitsfähig zu machen – über die Spezialisten in den BG-Kliniken, die Reha-Maßnahmen … nach sage und schreibe acht Monaten war die Person zurück am Arbeitsplatz. In diesem Fall haben wir nur noch über das Verletztengeld entschieden.
Was die Berufsgenossenschaft leistet, sollte jede und jeder Versicherte wissen
Jeden noch so kleinen Arbeitsunfall müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dokumentieren, damit er als Arbeitsunfall anerkannt wird. Und das will ich bei K+K allen Beschäftigten vermitteln. Mein Ehrenamt schärft dafür immer wieder mein Bewusstsein. Damit wir das bei K+K auch umsetzen können, bauen wir in unseren über 200 Filialen zurzeit ein Netzwerk von Sicherheitsbeauftragten auf und nutzen das Schulungsangebot der BGHW.
Unternehmen zahlen viel Geld für die gesetzliche Unfallversicherung
Durch mein Ehrenamt kann ich unserer Geschäftsführung qualifiziert erklären, was mit ihren Mitgliedsbeiträgen passiert. Dass es gut angelegtes Geld ist. Die Geschäftsleitung hat verinnerlicht, was so eine gesetzliche Versicherung wert ist. Gebäudeversicherung, Autoversicherung … das hat man alles selbstverständlich und dabei geht es da um tote Gegenstände. Mit der Unfallversicherung versichere ich meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Was ist denn wichtiger als Menschenleben? Daher habe ich meine Geschäftsleitung immer im Rücken, wenn es um Arbeitsschutz in unserem Unternehmen geht.
Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten … junge Menschen ticken einfach anders
In der Selbstverwaltung wünsche ich mir mehr jüngere Ehrenamtliche, weil wir einfach die Perspektiven von allen Altersschichten beim Arbeitsschutz brauchen. Die jüngeren Arbeitgeberinnen, Arbeitgeber und Versicherten haben ganz andere Probleme und Bedürfnisse, als meine Generation.
Vom Spielfeldrand meckern kann jeder
Aber selber machen ist schon etwas anderes. Nur dadurch erlangt man mehr Wissen, kann Einfluss nehmen und etwas verändern. Daher empfehle ich jedem, sich im Ehrenamt zu engagieren. Verändern und Arbeitsschutz nach vorne bringen sind meine Motivation